Willisauer Bote vom 13. August 2021
Mit Sack und Pack unterwegs
Reiden Arbeitshandschuhe und ein Gartenschüfeli oder Krautstecher: Es braucht nicht viel, um an der von Natur Reiden organisierten Neophyten-Bekämpfungsaktion dabei zu sein.
Mit Sack und Pack unterwegs
Reiden Arbeitshandschuhe und ein Gartenschüfeli oder Krautstecher: Es braucht nicht viel, um an der von Natur Reiden organisierten Neophyten-Bekämpfungsaktion dabei zu sein.
Ein Naturgarten mag für das Auge eines ordnungsbewussten, an sauber gepützelten Rasen- und Steingärten gewohnten Betrachters aussehen wie das reinste Chaos.
Nicht selten werden Äusserungen in der Art laut:
„Das sieht ja total vernachlässigt aus!“ „Haben die denn keinen Sinn für Ordnung?“ „Denken die, sie wären alleine hier?“ „Die spinnen ja, alles wuchern zu lassen.“ „Das ist ja schade um das schöne Haus.“ „Da wimmelt es sicher von Mücken und Wespen.“ „Das ist keine ansehnliche Umgebung.“
Der Naturgarten-Besitzer indes hat für die sauber gepützelten Rasen- und Steingarten-Wüsten meist nur ein müdes Lächeln übrig – und für die genannten Äusserungen erst recht.
Aber hat denn ein solcher Naturgarten wirklich Vorteile?
Ja! Wenn man nicht gerade Golf spielen möchte in jeder Ecke, hat ein Naturgarten sehr viele Vorteile.
Der Naturgarten…
… ist artenreicher – voller Leben
… bietet Nahrung, Deckung, Brut- und Nistplatz für Tiere
… hält Schädlinge und Lästlinge durch Nützlinge in Schach
… ändert immer mal wieder sein Bild
… ist bunter
… lässt sich immer wieder neu entdecken
… lernt uns die Natur besser zu verstehen
… bietet ein angenehmeres Klima
… heizt nicht auf, wie ein Steingarten
… trocknet weniger aus
… wird nicht mit Gift verseucht
… ist weniger arbeitsintensiv
… ist kostensparend
… ist im ökologischen Gleichgewicht
… ist umweltfreundlich
… ist gesund
… macht glücklich!
Das sollten genug Argumente sein, um sich für einen naturnahen Garten zu entscheiden. Haben Sie Mut zur Veränderung und scheren Sie sich um die Blicke und Nachreden ennet des Gartenzaunes. Denn Sie wissen, dass Sie das Richtige tun für sich und die Umwelt.
Tipps für mehr Natur im Garten
Weitere Infos wie Sie Ihren Garten vogelfreundlich gestalten und pflegen können, finden Sie hier.
Fungizide oder Insektizide auf Gemüse?
Insektizide auf der Haut?
Molluskizide im Gartenbeet?
Herbizide und Biozide auf Plätzen wo Kinder spielen?
Wollen Sie das wirklich? Es muss nicht sein!
All diese Formen von Pestiziden, die kurzfristig einen Mehrwert versprechen und zum Teil als unverzichtbar notwendig propagiert werden, wirken sich langfristig für Mensch, Tier, Pflanzen und ganze Ökosystem äusserst negativ aus. Sie sind mitunter einer der wichtigsten Gründe für das globale Artensterben.
Der Artenschwund findet aktuell statt und wir nehmen ihn kaum wahr. Der Zustand verschlechtert sich weitgehend unbemerkt. Die Hälfte der bei uns heimischen Arten ist bedroht. Ein Drittel der untersuchten Arten stehen bereits auf der Roten Liste.
Wissen Sie, dass das Ausbringen von Herbiziden auf öffentlichen, sowie auf privaten Plätzen seit 20 Jahren verboten ist? Seit 2020 sind auch Biozide im gleichen Einsatzbereich verboten.
Wo gilt das Verbot? Das Faktenblatt zum Download bietet eine Übersicht.
Es geht auch ohne – gewusst wie oder bewusst wie!
anstatt Fungizide oder Insektizide auf Gemüse:
anstatt Insektizide auf der Haut:
anstatt Molluskizide im Gartenbeet:
anstatt Herbizide und Biozide auf Plätzen wo Kinder spielen:
Es gilt:
Umso biodiverser, desto stabiler das ökologische Gleichgewicht!
Es fragt sich:
Rasenroboter oder Igel?
Es ist Sommer und das Wetter lädt wieder zum Aufenthalt im Freien ein. Zeit, um sich mit dem passenden Sonnenschutz zu befassen.
Wer auf der Suche nach einer wirksamen und doch nachhaltigen Sonnenpflege ist, wird bei in einem Fachgeschäft in der Region sicherlich fündig.
Denn unserer Haut und auch der Natur ist es nicht egal, welche Sonnencreme wir verwenden. Gewisse Filter stehen im Verdacht, hormonell aktiv zu wirken und so eine negative Wirkung auf Mensch und Umwelt auszuüben. So beeinflussen einige Filter zum Beispiel die Gewässer und deren Bewohner, schädigen Fische und Korallen. In einigen Inselstaaten sind diese Stoffe bereits verboten worden. Zusatzstoffe wie Silikone, Mineralöle und Aluminiumverbindungen können die Poren verstopfen und sind in der Natur schlecht abbaubar.
Es lohnt sich also vor dem nächsten Einkauf etwas genauer auf die Inhaltsstoffe zu schauen oder aber eine fachkundige Beratung einzuholen.
Der Sommer ist da. Viele Menschen freuen sich ab der summenden Artenvielfalt oder was von dieser noch übrig geblieben ist. Viele Menschen stören sich aber zugleich auch ab den Steckmücken und anderen Insekten oder Spinnentieren, die sich gerne mit unserem Blut verköstigen. Der Griff zum Insektenspray oder Anti-Zeckenmittel soll helfen die lästigen Blutsauger fern zu halten.
In diesen Abwehrmitteln sind diverse Wirkstoffe enthalten. Diese Repellenten vergrämen die uns lästigen Tiere. Die Mittel bleiben nicht auf der Haut, sondern werden beim Baden oder Duschen abgewaschen und können in Gewässer gelangen. Einer Studie zur Folge wirkt sich ein bestimmter Wirkstoff, der in vielen gängigen Mitteln enthalten ist, negativ auf Schwanzlurche aus. Deren Larven werden in der Entwicklung beeinträchtigt und zeigen Anzeichen von Missbildungen. Die Mortalität, der in längerer Zeit in kontaminiertem Wasser lebenden Schwanzlurchlarven, liegt um die 50% und höher.
Schwanzlurche jagen im Wasser Mückenlarven und das nicht zu knapp.
Wird also die Population dieser Amphibien durch Wirkstoffe dezimiert, die uns vor Mückenstichen schützen, werden weniger Mückenlarven gefressen. Folglich schlüpfen mehr Mücken. Somit sorgen diverse Insektensprays für eine optimalere Vermehrung der Mücken.
Es gibt zum Glück Alternativen – Insektensprays mit natürlichen Wirkstoffen.
Lassen Sie sich zum Beispiel in der Drogerie beraten.
Dieses Beispiel soll zeigen, dass vermeintlich harmlose Mittelchen, die uns einen Sommerabend vergnüglicher machen, schwere Folgen für andere Organismen haben können. Das ökologische Gleichgewicht, in diesem Fall zwischen Schwanzlurch und Mücke, wird gestört und bringt uns langfristig nicht weniger Mückenstiche – oder wir benötigen noch mehr Spray.
Warum nicht anders, wenn es anders geht?
Als Neophyten bezeichnet man alle Pflanzen, die sich durch menschliche Einflussnahme in Gebieten etablieren, wo sie vorher nicht heimisch waren.
Die meisten machen keine Probleme und bereichern unsere Gärten.
Es gibt rund 60 Arten die invasiv sind oder es durch Anpassung wurden. Invasive Neophyten sind Pflanzen, die sich stark ausbreiten und der einheimischen Flora, sowie Infrastrukturen oder der Gesundheit schaden.
Leider sind bis heute nur 18 dieser invasiven Neophyten im Handel verboten!
Aber selbst Vertreter dieser Spezies sind in Gärten noch immer anzutreffen.
So zum Beispiel die verschiedenen Amerikanische Goldruten oder der Essigbaum.
Zu den invasive Neophyten, die (noch) nicht verboten sind und grosse Probleme bereiten, zählen Pflanzen wie das Einjährige Berufkraut, der Kirschlorbeer, der Seidige Hornstrauch oder der Sommerflieder, besser bekannt als Schmetterlingsstrauch. Es ist absolut unverständlich und äusserst verantwortungslos wenn Gartenbaufirmen und Gartencenter ihren Kunden immer noch Kirschlorbeerhecken als Einfriedung setzen oder Sommerflieder als Schmetterlingsmagnet anpreisen! Es gibt einheimische Alternativen. Fragen Sie als Kunde Ihren Gartenbauer danach!
Wenn Sie schon solche Pflanzen im Garten stehen haben, bitten wir Sie diese zu entfernen, fachgerecht zu entsorgen und einheimischen Ersatz zu pflanzen.
Die einheimischen Pflanzen sind ebenso schön und der ökologische Wert ist viel höher. Sie fördern die Artenvielfalt, indem sie Tiere anlocken, die von ihnen profitieren. Der Garten wird interessanter, umso mehr Leben er beherbergt. Wir wünschen Ihnen viel Freude und Entspannung in Ihrem Garten!
Wir beraten Sie sehr gerne!
…welche einheimische Alternativen für Sie passen
…wie Sie die invasiven Neophyten bekämpfen können
…wie Sie die invasiven Neophyten entsorgen müssen
…was Sie speziell fördern können
Nehmen Sie mit uns Kontakt auf. Wir freuen uns auf Ihre Anfrage.
Das “Infoblatt – invasive Neophyten” zeigt den Umgang mit den gängigsten Pflanzen auf.
Hier finden Sie alle invasiven Neophyten
Wertvolle Informationen bietet auch neophyt.ch
Ein tieftönendes Brummen nähert sich. Eher schwerfällig als flink erscheint das 1.8 bis 3.5 cm lange Insekt im Flug. Eine Hornisse – unsere grösste Wespenart. Schnell geht die Angst um. Diese ist aber unbegründet. Eine Hornisse greift nicht an, ist aber durchaus wehrhaft, wenn man sich in der Nähe des Nests aufhält, das sie naturgemäss verteidigt.
Ihr Stich ist schmerzhafter, als jener einer Biene oder anderen Wespenart. Der Stachel ist grösser und das Gift enthält Acetylcholin, was bei Bienen oder Wespen fehlt. Das Gift der Hornisse ist weniger toxisch. Dass drei Stiche einen Menschen (Nichtallergiker) umbringen, ist eine Mähr.
Wer ein Hornissennest im Dachstock oder sonst wo in der näheren Umgebung hat, sollte sich glücklich schätzen und sich nicht daran ärgern. Die Hornissen verfüttern ihren Larven tierische Beute. Sie jagen nach diversen Insekten, Spinnentieren und anderen Gliederfüssern. Sie können somit auch die unliebsamen Gemeinen Wespen und Deutschen Wespen dezimieren. Die Hornissen selber ernähren sich von Pflanzensäften.
Betrachten Sie die Hornisse als Nützling, nicht als Lästling oder gar Schädling.
NaturReiden macht Schule
In der Gemeinde Reiden soll in den kommenden Jahren die Zusammenarbeit und die Vernetzung von ausserschulischen Bildungspartnern (z.B. Vereine) und der Schule gefördert werden. Das übergeordnete Ziel ist, die Gemeinde und die Schule stärker zu verbinden und zum Wohle der Kinder eine vielfältige und farbige Bildungslandschaft zu gestalten. Die Ressourcen des Sozialraums sollen vermehrt zu einem Bildungsnetzwerk geknüpft und so die Chancengerechtigkeit und die Bildungsqualität erhöht werden. Nach und nach sollen vielfältige Bildungsorte und nachhaltige Lernwelten entstehen und verknüpft werden.
Ein Beispiel dafür ist die Zusammenarbeit zwischen der Schule und NaturReiden.
Um Kinder in ihren Lebenskompetenzen zu unterstützen und ihnen einen erweiterten Zugang zur Natur zu ermöglichen, wird ein Pilotprojekt ausgeführt, um Klassen aus dem Zyklus 1 (Kindergarten bis 2. Klasse) das Leben und Lernen im Wald näher zu bringen. Für das Pilotprojekt wurde die Klasse Walke Plus (Mischklasse 1./2.) ausgewählt.
Runde alle zwei bis drei Monate an einem Freitagvormittag gehen die Schüler der Klasse Walke Plus mit NaturReiden in den Wald. Hier vermitteln Mitglieder des Vereins aus unterschiedlichen Themenbereichen der Natur. Dabei soll auch die Bewegung nicht zu kurz kommen, die mittels Spiele gefördert wird.
Programm WaldSchule Reiden im Schuljahr 2021/2022
Umweltschutz und kindliche Naturbegegnungen sind sehr eng miteinander verknüpft. Wenn Kinder die Gelegenheit haben, positive Erfahrungen und Grundgefühle in der Natur zu erleben, haben sie als Erwachsene viel eher die Motivation zu umweltgerechtem Verhalten und Handeln.
Die heutigen Kinder, sind die Naturschützer von morgen.
Bei tollem Sommerwetter besuchte die Jugendgruppe den Huebbach in Richenthal. Mit Stiefeln an den Füssen und ausgerüstet mit Sieb, Pinsel, Kessel & Co. wurden das Leben im Bach unter die (Becher-)Lupe genommen.
Nach der Begrüssung fragte die Jugendgruppenleiterin Nuria Gilli die Kids, welche Tiere sie sich erhoffen an diesem Vormittag zu entdecken. Genannt wurden Köcherfliegenlarve, Frosch, Bachflohkrebs, Salamander etc.
Bevor es auf die Suche nach den Tieren ging, stellte Markus Bieri die Wirbellosen vor, die hier im Bach leben könnten. In erster Linie galt es diverse Fliegenlarvenarten, Würmer, Käfer, Schnecken und Bachflohkrebse zu finden. Der Bachflohkrebs ist Tier des Jahres und somit auch Grund für diesen Besuch im Bach. Anhand der Artenvielfalt und dem Vorkommen von sensiblen Arten kann die Qualität des Wasser bestimmt werden. Dafür werden diverse Hilfsmittel benötigt.
Kessel, Schalen, Becherlupen, Pinsel, Siebe, Bestimmungshilfen und Auswertungsbogen.
Für die Suche nach den Tieren werden verschiedenen Techniken angewendet, je nach vorhandenem Substrat im Bach. Bevor man loslegen kann, muss also der Lebensraum beurteilt werden. Danach konnte Markus die Techniken vorzeigen und erste Testfänge durchführen. Diese Tiere konnten die Kinder nun in der Becherlupe kennenlernen.
Nach der Znünipause wurden die Kinder in drei Gruppen aufgeteilt, jeweils in Begleitung einer Leitperson. Bepackt mit all den Hilfsmitteln ging‘s eifrig auf die Suche nach Bachflohkrebs & Co. Die Techniken wurden geübt und der Erfolg stellte sich schnell ein.
Zurück am Auswertungstisch konnten die gefundenen Tiere genau untersucht werden und es boten sich einige Überraschungen, wie etwa eine „riesige“ Eintagsfliegenart. Die Kids, wie die Leiter konnten sich sehr begeistern für die zum Teil vorher noch unbekannte Tierwelt unter Kies und Stein auf dem Bachgrund. Natürlich wurden die Tiere allesamt wieder zurückgebracht und an der Fundstelle freigelassen. Nach dem Probelauf versuchte die Jugendgruppe die Sache nun wissenschaftlich anzugehen. Dabei wird auf die Anzahlt angewandter Fangtechniken prozentual zum Substrattyp Wert gelegt.
Die Auswertung am Schluss ergab, auch wenn vielleicht nicht zu 100% korrekt ausgeführt, ein zu erwartenden Ergebnis für einen Mittelland-Bach im ländlichen Gebiet. Das Wasser ist hier mässig belastet. Die sensibelsten Tiere, die Steinfliegenlarven, kamen hier nicht vor. Die Anzahl der Eintagsfliegenlarven war aber erstaunlich hoch, ebenso gab es eine ansprechende Anzahl Köcherfliegenlarven, was dann wieder auf eine eher geringere Belastung hindeutet. Der Bachflohkrebs konnte zahlreiche gefangen werden. Der Bach bietet Futter für Bachforelle, Wasseramsel und Gebirgstelze, welche hier alle vorkommen.
Der Wunsch nach der Sichtung von Salamander und Frosch konnte im Anschluss noch erfüllt werden. Unweit des Huebbachs gibt’s einen Quelltopf wo jeweils Feuersalamander ihre Jungen zur Welt bringen. Leider konnte das Elterntier nur noch tot aufgefunden werden. Der getrübte Anblick, gab mit der Sichtung der Larven wieder Hoffnung. Gleichenorts, wie erhört, zeigten sich noch zwei junge Grasfösche. Diese Funde schlossen einen lehrreichen Vormittag ab.
Mehr Bilder unter Impressionen.
Nach der Sommerpause geht’s am 18. September weiter mit dem Clean-Up-Day. Hier kümmert sich die Jugendgruppe um die Sauberkeit im Dorf Reiden.
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12. Juni 2021